Alles begann in Asien
Viele Menschen verbinden die Hanfpflanze mit Südamerika. Doch Cannabis kam erst im 16. Jhd. durch die Spanier nach Südamerika. Es wird vielleicht einige überraschen, dass die Heimat von Hanf in Zentralasien liegt, nämlich im heutigen Kasachstan. Damals in der Jungsteinzeit, vor ca. 10.000 Jahren, war es üblich, dass Hanf wild in der Natur gesammelt wurde.
Nach Funden und schriftlichen Quellen geht man davon aus, dass die Kultivierung von Hanf als Nutzpflanze vermutlich vor rund 5.000 - 6.000 Jahren in China begann. Die Hanfpflanze gehört damit zu den ältesten Nutzpflanzen der Welt.
Von China aus gelangt die Cannabis Sativa schließlich um die ganze Welt. Die Menschen schätzen die Pflanze als schnell nachwachsenden Rohstoff; die Pflanze ist im Anbau überraschend anspruchslos. Die ersten Spuren von Cannabis in Europa stammen aus der Antike, vor ca. 5500 Jahren.
Man erkannte sehr früh die Vielseitigkeit
Schon in der Kupfersteinzeit nutzten die Menschen somit vor allem in ihrer botanischen Heimat Asien die Hanfpflanze. Aus diesem Zeitalter, ca. 2800 v. Chr. finden sich erste Hinweise auf einen Einsatz als Heil- und Rauschmittel. Die Chinesen setzten früh Cannabisblüten ein, um schmerz- und entzündungslindernden Wirkungen zu erzielen.
Aber auch die widerstandsfähigen Fasern des Hanfs aus den Stängeln der Pflanze werden zu diesem Zeitpunkt bereits zu Seilen gebunden. SIe erleichtern vielerlei alltägliche Lasten im Leben der Menschen.
Hanffasern zeichnen sich außerdem durch hervorragende Flexibilität aus. Dies eignet sie sehr gut für Seile, aber auch für Textilien, Papier, Netze und Flaggen.
Wenig verwunderlich ist dann, dass auch das erste Papier der Welt aus Hanffasern gefertigt wurde. So leistete die Pflanze einen entscheidenden Beitrag zur Übermittlung von Wissen und damit zur gesamten technologischen und kulturellen Entwicklung der Menschheit.
Die gleichen Eigenschaften machte man sich auch schon in der Frühzeit und Antike bei der Herstellung von Textilien zunutze. In vieler Hinsicht ist sind Hanffasern sogar Baumwolle überlegen, die zu diesem Zeitpunkt noch recht unbekannt war. Der älteste gefundene Hanffaden stammt aus ca. 2300 v. Chr. Über Jahrtausende hinweg sollten Hanffasern auf der ganzen Welt der gängigste Rohstoff für Kleidung bleiben.
Sowohl die alten Ägypter als auch die Griechen trugen wohl täglich Kleidung aus Hanffasern. Die einjährige Pflanze kann bis zu fünf Meter hoch werden, wächst sehr schnell nach und kann somit ökologisch nachhaltig angebaut werden.
Auch als Lebensmittel fand die Hanfpflanze über Jahrtausende hinweg Anwendung. Erste Funde von Hanfsamen stammen aus ca. 2500 v. Chr. Hanfsamen aus den Blüten enthalten kein THC und sind voll mit wichtigen Vitaminen und anderen Nährstoffen. Hanfsamen können in unterschiedlicher Weise als Lebensmittel konsumiert werden. Sehr beliebt ist etwa das Hanföl, das aus Hanfsamen gepresst wird.
Karl der Große und das Hanf
In Deutschland wird Hanf bereits seit etwa 400 n. Chr. kultiviert. Über das Mittelalter bis hin zur Industralisierung wird die Hanfpflanze in ganz Europa regelmäßig und vielfältig eingesetzt.
Auch Karl der Große kannte damals die Cannabispflanze sehr gut. Er erwähnt sie ausdrücklich in seiner Landgüterverordnung (ca. 812 n. Chr.). Bauern konnten damals sogar mit Hanf bezahlen. Die Cannabispflanze war somit in Europa schon im Mittelalter voll akzeptiert und integriert.
Die Spanier brachten die Hanfpapier -Technik erstmals nach Europa. Von dort wurde es anschließend in ganz Europa verwendet. Im Mittelalter war das Schreiben nur einer kleinen Oberschicht vorbehalten, die Ihr Wissen und Informationen fortan an Hanfpapier oder sog. Lumpen (Alttextilien mit Hanfbeimischungen) dokumentierten. Johannes Gutenberg, der Erfinder des Buchdrucks in 1450, druckt auf Hanfpapier.
Immer größere Bedeutung kam nun auch der Einsatzfähigkeit von Hanffasern in der Schifffahrt zu. Hanf wurde regelmäßig für Seile, Segeltücher, Netze und Takelage verwendet. So trug Pflanze auch einen Beitrag zur Erkundung der Welt und damit zur Entwicklung der Menschheit bei.
Die robusten Hanffasern macht man sich im Mittelalter aber auch in zahlreichen Kriegen zunutze. Hanffasern eignen sich aufgrund ihrer Flexibilität und Robustheit sehr gut für den Einsatz in Langbogen.
Die Spanier waren es auch, die Cannabis erstmals nach Südamerika brachten.
Die Industrialisierung veränderte die Verwendung
Während die Hanfpflanze etwa bis zum 18. Jahrhundert eine bedeutende Rolle bei der Herstellung von Textilien spielte, änderte sich dies mit der Industrialisierung.
Mittlerweile wurde auch Baumwolle immer beliebter. In der Kolonialzeit baute man Baumwolle auf riesigen Plantagen an und brachte es nach Europa. Die maschinelle Baumwollspinnerei verdrängte die traditionelle Herstellung von Hanftextilien nahezu vollständig aus dem täglichen Leben.
Schließlich konnten auch Kunstfasern schnell und effizient maschinell hergestellt werden.
Auch Segelschiffe verloren immer mehr an Bedeutung. Immerhin konnte man mittlerweile sehr gut mit Dampfschiffen die Meere erkunden. Der großflächige Anbau von Weizen, Roggen und Hafer hatte die Getreidelandwirtschaft erobert.
Auch das Öl aus Lampen, das damals noch aus Hanföl besteht, wurde schrittweise durch Petroleum ersetzt.
Letztlich wurde die Hanffaser für die Papierherstellung auch durch das Zellstoffverfahren verdrängt. Im 19. Jahrhundert stieg der Bedarf an Papier enorm an. Um diesen Bedarf zu decken, wurde der Holzschliff und der Zellstoff entwickelt.
Spätestens im 19. Jhd. wurde THC-haltiges Cannabis dann vor allem im medizinischen oder religiösen Rahmen oder in der Freizeit verwendet. Rund um 1900 ist die Hanf-Tinktur das am meisten verordnete Arzneimittel in Deutschland.
Die Verteufelung beginnt
Im 19. Jahrhundert wurden immer mehr Menschen süchtig nach Rausch- und Suchtmittel, insbesondere Opium und Kokain, aber auch Heroin. Viele Menschen waren im Umgang mit den neuartigen und schnell süchtig machenden Substanzen überfordert. Dies sorgte für immer größere Probleme in der Bevölkerung und Regierungen der Weltmächte sahen sich zum Handeln gezwungen und man wollte den Umgang besser reglementieren.
Neben Opium und Kokain gerät nach dem ersten Weltkrieg auch die Cannabispflanze unter Beschuss.
Die ersten Kontrollen und Verbote von Cannabis im 19. Jhd. dienten vor allem der politischen Kontrolle von einzelnen „problematischen“ Bevölkerungsschichten.
Dies führte zu der Ersten Internationalen Opiumkonferenz in 1911-1912 in Den Haag. Ziel der Opiumkonferenz war es, den Anbau und Handel von Morphin und Kokain streng zu kontrollieren. In der Zweiten Opiumkonferenz 1925 in Genf wurde ein überarbeitetes Abkommen unterzeichnet. Fortan wurden auch Drogen wie Heroin, Kokain und auch Cannabis verboten. Cannabis wurde dabei auf Drängen von Ägypten verboten. Das deutsche Reich stimmte dem schließlich zu, da Ägypten mit einem Importverbot für deutsche Pharmaprodukte drohte.
Infolgedessen wurde in vielen Ländern Cannabis illegal. Vom Verbot umfasst waren nicht nur der THC-haltige Drogenhanf sondern auch der Nutzhanf, der nur verschwindend geringe Mengen an THC enthält.
Auf Basis des Abkommens wurde das deutsche Opiumgesetz verabschiedet. Seither war die Hanfpflanze in Deutschland verboten. Das Opiumgesetz galt bis zur Einführung des Betäubungsmittelgesetzes 1972 als Rechtsgrundlage für die deutsche Drogenpolitik. 1961 wurde das Abkommen durch das Einheitsgesetz über die Betäubungsmittel ersetzt.
Wie es zum Verbot von Cannabis in den USA kam
Der Grund des Cannabisverbot sin den USA liegt vermutlich in opportunistischer Profitsucht, das Verbot wurde nicht von gesundheitlichen Erwägungen gestützt.
Unter Führung des Großunternehmers William Hearst wurde 1936 eine umfassende Anti-Cannabis-Kampagne in den Medien gestartet, die mit unerträglichen rassistischen Untertönen versehen war. Cannabis bezeichnete man fortan als Marihuana (abwertend nach dem Begriff mexikanischer Einwanderer). Sie wurde fortan als Droge der Minderwertigen und Untermenschen beschrieben, als Droge der geistlosen Afro-Amerikaner oder illegalen Mexikaner. Eine Kampagne, die aus heutiger Sicht nahezu unvorstellbar erscheint.
Kritiker vermuten als Motivation hinter der Kampagne - wie so oft – eigensinnige wirtschaftliche Interessen. Denn Hearst hatte Investments in DuPont getätigt, deren Produkte in Konkurrenz zu Hanffasern standen.
Die treibende Kraft hinter dem Cannabisverbot in den USA war dann der damalige Vorsitzende des Bureau of Narcotics, Harry J. Anslinger. Dieser war wiederum von dem Finanzminister Andrew W. Mellon eingesetzt worden, dessen Schwiegeronkel, der gleichzeitig ebenfalls in DuPont investiert hatte.
Zwar kam kurzzeitig die Produktion von Hanf während dem zweiten Weltkrieg nochmal auf. Man drehte sogar Werbefilme, wie „Hemp for Victory“, denn Hanf wurde als Rohstoff für Uniformen oder ähnliches benötigt.Nach 1945 aber kehrte man zurück zum strikten Verbot, Felder und Ernten wurden vernichtet.
Die Wiederentdeckung
Erst in den 90er Jahren kam es schrittweise zu einer Auflockerung der Verbotsgesetze. So wurde zunächst in einigen Ländern der Anbau von Nutzhanf legalisiert. Man entdeckte das enorme wirtschaftliche Potenzial dieses nachwachsen, nachhaltigen Rohstoffs, der so viele Anwendungsbereiche hat. In Deutschland darf man seit 1996 wieder Nutzhanf anbauen.
Die Legalisierung in einzelnen Bundesstaaten in den USA kann man gut auch als Rebellion bezeichnen. Nach jahrzehntelanger Verteufelung und Millionen Menschen, die wegen Cannabisbesitzes hinter Gitter wanderten, hatte die Bevölkerung genug von der Anti-Cannabis-Politik. Man hat gemerkt, gestützt von wissenschaftlichen Studien, dass die Cannabispflanze sehr positive gesundheitliche Wirkungen auf den Menschen haben könnte. Und dass die Strafen völlig überzogen sind.
Diesem Vorbild sind nun auch einige andere Länder gefolgt. In Deutschland ist medizinisches Cannabis seit März 2017 legal.